© Darkwulf
Langsam fühlte er dieses vertraute klopfen in seinem Schädel. Ein langsames glimmen, welches das astrale Feuer in seine Adern lenkte. Zischelnde Geräusche bahnten sich ihren Weg an die Oberfläche seines Bewusstseins, bis es schließlich dunkel wurde. Erstaunt sah er zwei schwere Holztüren vor sich, in die kunstfertig dämonische Fratzen, gepeinigte Leiber und Beschwörungsformeln in einer unbekannten Sprache eingearbeitet waren. Nervös erblickte er, wie die Fratzen in Bewegung gerieten und ihn anglotzen und ihre Mäuler öffneten und schlossen. Jetzt quoll eine triefende, rote Flüssigkeit aus den Rillen im dem dunklem Holz hervor und bedeckte schon bald die Inschriften und Darstellungen. Dennoch konnte man ein leises gluckern wahrnehmen, das die Fratzen durch ihre Bewegungen unter der Flüssigkeit verursachten.
Szichtor wusste, dass es sich um Blut handelte, verdrängte aber lieber den Gedanken. Anders als seine Vorfahren verachtete er den Blutkult, den sie seit Jahrhunderten zur Huldigung der Hranga betrieben hatten. Allerdings praktizierten auch zur heutigen Zeit noch einige Achaz die er kannte diese Anbetungsform. Verwundert tat er unwillentlich einen Schritt nach vorn und war nach einem weiteren vor der Pforte angekommen. Gerade griff er nach einem der messingfarbenen Öffner, als er scharf umgerissen wurde. Da war sie wieder, die Kreatur, die sie beide in ihren Bann gezogen hatte und nun nach seiner Kehle trachtete. Ihm war bewusst, das dies nicht sein richtiger Körper war, sondern nur ein Abbild dessen. Aber dieses Wesen konnte ihn durch seinen astralen Körper töten, da sich die Auswirkungen übertragen würden. Erschöpft schloss er seine Augen.
Er hatte schweren Herzens unterschrieben und hatte sich gegen die Wand gelehnt. Sie hatten soeben seiner Frau die Fesseln durchgeschnitten und hatten sie aus dem Zelt begleitet. Mit Tränen in den Augen hatte sie ihrem Mann schluchzend einen letzten Blick zugeworfen, bevor sie entgültig das Zelt verlassen hatten. Wut machte sich in ihm breit, die ihn fast übermannte. Er würde sich an ihnen rächen und jedem einzelnen von ihnen das Leben nehmen, selbst wenn er sein restliches Leben damit verbringen würde sie zu jagen. Er fluchte in sich hinein und versuchte seine Fesseln zu lockern. Seine Handgelenke hatte er schon Wund gescheuert. Es war im egal, denn seine Wut gab ihm neue Kraft, die er benutzen würde, um alles zu vernichten, was ihn auch aufhalten mochte.
Befriedigt stellte er fest, das sich die engen Fesseln um seine Handgelenke gelockert hatten. Jetzt machte ihm das Blut die Sache leichter, das die Fesseln langsam durchnässte. Schließlich gelang es ihm unter großer Kraftanstrengungen diese entgültig zu lösen. Schnaubend riss er sein kunstvoll gearbeitetes Seidenhemd in Fetzen und fing an sich die Handgelenke zu verbinden. Erleichtert konnte er sehen, das die Wache ihn noch nicht bemerkt hatte. Sie stand noch immer vor dem Zelt wie angewurzelt da. Es war inzwischen Nacht geworden und das Madamal verbarg sich hinter dichten Wolken. Vorsichtig schlich er sich näher an den Zelteingang und erhaschte einen kurzen Blick nach draußen.
Dort standen nur zwei weitere Männer am Lagerfeuer und redeten miteinander. Es gab insgesamt vier Zelte die um das Feuer im Kreis standen. In den anderen Zelten konnte man schwaches Licht wahrnehmen. Bedächtig zog Falk Rodiak den schweren Dolch aus der Scheide der Wache und schlich mit ihm zur Rückwand des Zeltes. Seine Ehre verbot es ihm seinen Gegner Hinterrücks zu ermorden. Deshalb schnitt er sorgfältig und leise die Rückwand auf und schlüpfte ins Freie. Nun kroch er auf dem Boden zum gegenüberliegenden Zelt und ging in die Hocke.
Vorsichtig bohrte er ein winziges Loch in die Rückwand und spähte hindurch. Im Zelt konnte er zwei widerwärtig Aussehende Gestalten auf ihren Fellen erkennen, bei denen es sich um durch Kämpfe gezeichnete Orks handelte, die schnarchend da lagen. Währenddessen konnte er aus dem Zelt nebenan einen wimmernden Laut wahrnehmen den er einer Frau zuordnen konnte. Rasend huschte er unbeobachtet weiter und war an dem etwas größeren Zelt mit einer roten Bespannung angekommen. An den Zeltstangen waren mehrere Schädel angebracht, die tierischen Ursprungs waren.
Ein paar waren offenbar von Ebern, andere von Raubtieren unbekannter Herkunft. Dann vernahm er aus dem Inneren, wie jemand zu Boden geworfen wurde und eine Klinge gezogen wurde. Ein inbrünstiger, männlicher Schrei drang kurz darauf aus dem Zelt an Falks Ohren. Jetzt war ein weiteres kleines Loch in der Zeltplane entstanden und Falk blickte entzürnt ins Innere. Er erblickte seine am Boden liegende, weinende Frau, über die gebeugt der Anführer ihre Kleidung von ihrem Körper riss.
Kurz darauf fand ein geworfener Dolch sein Ziel und machte dem Vorhaben des Bärtigen ein Ende. Der Dolch hatte ihn über dem Nasenbein getroffen und Blut drang aus der klaffenden Wunde, in der die Waffe steckte. Der Bärtige hatte Falk kurz zuvor entdeckt, war jedoch zu keiner Reaktion mehr fähig gewesen.Falk Rodiaks Hände umklammerten ihren Körper und hoben sie auf. Schnell ergriff er dann mit seiner rechten eine Decke, die er vom Boden aufnahm während seine linke seine Frau stützte.
,, Versteck dich hinter den Bäumen, ich habe noch etwas zu erledigen !´´ flüsterte er Efferdia bebend zu. Sie nickte kurz und tat wie ihr aufgetragen worden war. Falk Rodiak hielt nun das Kurzschwert seines toten Gegners in den Händen und machte sich auf den Weg der Kriegergöttin Rondra zu frönen. Nach kurzer Zeit stürmten mehrere Gegner auf ihn zu. Es waren Ingesamt fünf, davon die zwei Orks, und drei Männer, die allesamt mit Langschwertern bewaffnet waren. Zornig wirbelten die Orks Streitäxte über ihren Köpfen und waren Falk am nächsten. Schnell machte er sich zum Kampf bereit, als neben ihm etwas aufschlug. Es war ein metallener Rundschild, den Efferdia geworfen hatte. Deutlich konnte er ihre Schritte wahrnehmen, die sich ein wenig entfernten.
Einer der Orks war nun an ihn heran gekommen und holte mit seiner Axt aus. Gekonnt sprang Rodiak beiseite und konnte gerade noch den Schlag des anderen mit seinem Schild abwehren, das unter dem Aufprall erzitterte. Stöhnend führte er einen wuchtigen Schlag in dessen Richtung, verfehlte jedoch knapp dessen Arm.
Efferdia hatte zwischenzeitlich die Windenarmbrust gespannt, die sie in einem der Zelte, in einer Truhe gefunden hatte. Sorgfältig zielte sie auf einen der Heranstürmenden und drückte ab. Zufrieden stellte sie fest, das sie einen der Männer ins Bein getroffen hatte, der sofort stürzte. Die anderen zwei ließen sich nicht beeindrucken und würden die Position ihres Mannes in wenigen Sekunden erreicht haben. Entschieden lud sie erneut durch.
Rodiak erhob erneut seine Waffe und duckte sich unter einem weiteren Schlag weg. Zu spät konnte er dem zweiten ausweichen, der ihn am linken Arm streifte und eine tiefe Wunde riss. Schreiend vor Schmerz und Zorn holte er aus und traf den Ork zu seiner rechten am Bauch, der ungeschützt war, da beide keine Rüstung trugen. Brüllend sackte er zusammen und spuckte Blut auf den vom Kampf zerwühlten Boden. Blut rann seinen Arm herab als der zweite Ork schnaufend seine Streitaxt niederfahren ließ, die Falks Klinge traf.
Die anderen Wegelagerer waren nun angekommen und versuchten Falk zu umzingeln, der gerade dabei war den zahllosen Schlägen des verbliebenen Orks zu entgehen. Wieder und wieder drang er auf Rodiak ein ohne nur ein wenig erschöpft zu wirken. Falk kam nicht dazu zum Gegenschlag auszuholen.
Rodiaks Frau hatte wieder angelegt und schoss in die Richtung des tobenden Orks. Der Bolzen verfehlte jedoch knapp den Arm und flog in hohem Bogen ins angrenzende Gras. Efferdia ließ die Waffe fallen, da sie keine Munition mehr hatte und stand fassungslos da. Ihr Mann hingegen blickte kurz in den Himmel, als die Streitaxt erneut seinen Schild traf und seinen Schildarm schmerzen ließ. Kurz darauf umfasste er den Griff fester und es gelang ihm einen Schlag zu führen, der seinen Gegner am Bein traf und den Schlag von einem der anderen Widersacher parierte.
Efferdia war es gerade gelungen eine der Zeltplanen herunter zu reißen. Inzwischen hatte einer der Gegner sie beobachtet und schritt mit wirbelndem Schwert auf sie zu. Efferdia handelte schnell und war ihrem Gegner die Plane über. Als dieser wild um sich schlug warf sie sich mit angewinkeltem Arm auf ihn und brachte ihn zu Fall.
Rodiak traf der Hieb eines Schwertes und brachte ihn ins wanken. Man hatte in am Bein verletzt und wieder tropfte Blut daran herab und versank kurz darauf im Boden. Falks bemerkte, das er nicht mehr lange durchhalten würde und schickte ein kurzes Stoßgebet gen Himmel. Dann führte er mit seiner Schneide einen Rundumschlag, parierte zwei weitere Schläge und stach mit seiner Schwertspitze nach vorne, die in einem Körper stecken blieb. Augenblicklich zog er sein Schwert aus diesem und ein weiterer Gegner ließ sein Leben.
Efferdia schaffte es ihr Gegenüber zu erwürgen und gelangte nach kurzer Zeit an dessen Waffe, die sie aufnahm und ihrem Mann zu Hilfe eilte, der den Schild gegen einen der Gegner schlug. Er sah sichtlich erschöpft aus und atmete schwer. Dann löste sich einer der Widersacher und stellte sich ihr in den Weg. Binnen kürzester Zeit hatte sie zum Schlag ausgeholt, der abgewehrt wurde. Falk riss sich zusammen und sprang zur Seite, während er sein Schild auf den Gegner warf. Überrascht schlug dieser nun nach dem Schild und übersah, das Rodiak ihn mit einem Seitenschlag attackierte und den Ork niederstreckte.
Zeitgleich wurde Efferdia schwer am Bein getroffen und konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Als sie fiel, sah sie entsetzt, das der von ihr, mit der Windenarmbrust getroffene, sie mit einem Wurfdolch getroffen hatte und nun sein Schwert gezogen hatte. Ihr Rivale hatte die Chance erkannt und holte aus, um von einem Schwert pariert zu werden. Es war ihr Mann, der gerade noch verhindern konnte, das ihre Kehle durchtrennt worden wäre. Mit letzter Kraft trat Efferdia aus und ihr Gegner brach schreiend in sich zusammen, während ein letzter Schlag den Kopf vom Rumpf des Räubers trennte.
Am Ende ihrer Kräfte ließ sie sich auf den Boden fallen und sah in den wolkenverhangenen Himmel. Falk ließ sich nun auch erschöpft neben ihr nieder. ,, Wir haben es geschafft !´´ gab er seufzend bekannt. Doch als er dies gesagt hatte, hörten sie beide schleifende Schritte hinter sich. Ihr Blick erfasste einen bärtigen Muskelprotz, der gerade damit beschäftigt war, den Dolch aus seiner blutenden Stirn zu ziehen. ,, Ihr werdet büßen !´´ brüllte er unmenschlich und zeigte beiläufig mit seinem Finger auf eines der Zelte, das in Flammen aufging. Jetzt hielt er an und ließ den blutigen Dolch fallen.